Martin Schmitz Verlag

Der Wollita - Kulturpreis | Wollitas Biografie | Download

Die 172 Zentimeter große Wollita wurde 2004 von Françoise Cactus in mühevoller Arbeit für eine Ausstellung gehäkelt. Wollita war sehr jung, gerade mal 18 Jahre. Heute weiß sie aus eigener Erfahrung, dass man in unserer Gesellschaft nicht unbefleckt durch das Leben kommen kann. Im zarten Alter von 18 wurde sie von BILD und B.Z. nämlich in einer Ausstellung im Kunstraum Kreuzberg entdeckt und in einer wochenlangen Kampagne zum Porno-Star erhoben, dessen Anblick Pädophile zum Kindesmissbrauch ermutige. Die B.Z. forderte in Kommentaren die sofortige Schließung der Ausstellung. Das war im Jahre 2004. Dabei besteht Wollita vollständig aus 100 % reiner Schurwolle.
Über dreihundert prominente Künstler und Kulturschaffende schlossen sich dem Aufruf von Wolfgang Müller an: Sie unterzeichneten die Forderung nach einer großzügigen Spende des Springer-Verlages an Opfer von Sexismus und sexueller Gewalt und vor allem die Verleihung des alljährlichen B.Z. Kulturpreis an Wollita: „Wollita (18) muss den B.Z.-Kulturpreis 2005 bekommen!“ Ihre Freunde demonstrierten dafür sogar vor dem Springer-Hochhaus. Es hat nichts genützt. Wollita ging leer aus – bis heute. Dabei hat sie bereits im Alter von neunzehn Jahren ihre Biografie geschrieben und eine CD mit anspruchsvollen Chansons veröffentlicht.
Am 23.1.2007 wurde erneut der B.Z. Kulturpreis verliehen, unter anderen auch an Tokio Hotel mit folgender Begründung: 1. Weil sie sich von Drogen fernhalten – und auch so Spaß haben können. 2. Weil sie schon als Kinder wussten, wo sie hin wollten. 3. Weil sie absolut professionell sind, obwohl sie nicht mal zwanzig Jahre alt sind. 4. Weil sie nicht so tun, als würden sie alles selber machen. Sie geben zu, dass sie einen Produzenten haben und 5. Weil sie den Fans gern Autogramme geben. Alle fünf Punkte treffen auch auf Wollita zu, die gerade 20 ist - und trotzdem geht sie wieder leer aus.
Statt auf einen Preis zu warten, hat Wollita nun selbst einen Preis ausgeschrieben, den "Ich sehe was, was Du nicht siehst!" - Preis, der ab 2007 jährlich verliehen werden soll.
Wollita: „Die B.Z.-Preisträger bekommen einen Preis, weil sie prominent, angepasst oder stumpfsinnig sind. Oder weil sie vierzig Jahre lang kopfstehende Bilder malen oder wie Immendorf die BILD-Bibel illustrieren.“ Wollita sagt: „Existenzangst ist doch kein Grund für eine Ehrung!“ Doch dann hält sie nachdenklich inne: „Ich habe ja auch eine Riesenangst vor Motten - aber dafür möchte ich doch keinen Preis bekommen!“
Tatsächlich wird die ehrgeizige Strickpuppe in Zukunft Persönlichkeiten und Institutionen auszeichnen, die das Denken geöffnet haben und Räume schaffen für neue Qualitäten in Kunst, Kultur, ja sogar im Leben. Devianz und nicht-marktkonforme Produktion sollen ausgezeichnet werden.

Die Preisträger

2007 - März-Verlag

2008 - Ming Wong

2009 - Robotron

2010 - Dietrich Kuhlbrodt

2011 - Michaela Melián

2012 - Christine Sun Kim

Wollita-Story:
Animation zur Preisverleihung in 2012
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