Kunstberatung
Projekt Bruderhilfe Sachversicherungen Kassel
Architekt: Rickard Rotstein, Stockholm
Fertigstellung 1998
Die Pläne zeigten ein transparentes Gebäude mit wenigen durchgehenden Wandflächen. Wo sollte sich also die Kunst in diesem Gebäude befinden?
Das Beratungskonzept schlug in der Phase des Baugrubenaushubs vor, eine Auswahl von Künstlern und Künstlerinnen zu einem Wettbewerb einzuladen. Die Arbeiten von Heinz Emigholz, Ueli Etter, Kazuo Katase und Käthe Kruse liessen sich zu einem künstlerischen Gesamtkonzept integrieren.
Heinz Emigholz
Der Künstler und Filmemacher, der sich in seiner Arbeit intensiv mit Architektur auseinandersetzt, verstand das Gebäude insgesamt als nordisches Ornament - schmucklos, geradlinig, ”skandinavisch”.
Dagegen setzt er ein südliches Ornament, die maurische Darstellung einer Palme mit Blüte und Wurzel, und läßt dieses Symbol in unterschiedlichen Varianten durch das Haus schweben: In den Fluren jeder Etage treffen wir auf das Ornament, das als Bronzeguß in unterschiedlichen Höhen und Lagen in die Wand eingelassen ist.
Im Bereich der gläsernen Kombibüros befindet sich das Zeichen als Weglassung auf den Türen, die nach der Arbeitsstättenverordnung gestreift sein müssen. Wie eine filmische Bewegung gleitet das Ornament an den Fronten der Büros vorüber.
Zum dritten dient es als schwarze Folie den Vögeln zum Schutz vor den großen gläsernen Außenfassaden.
Käthe Kruse
In einer früheren Ausstellung in der Galerie Martin Schmitz zeigte die Künstlerin Fotos von allen Vollmondphasen aus dem Jahr 1988. Die Beschäftigung mit unterschiedlichen Farbschulen lenkte ihren Blick auf Farbenlehren, die sich auf die Mondphasen beziehen. Aus der Fülle der unterschiedlichen Schulen griff sie sich die Haupttheorien heraus und mischte die angegebenen Farben 50 zu 50. Mit diesem Farbspektrum hinterlegte sie die Mondfotos.
Im Foyer der Bruderhilfe sieht man ein so entstandenes Spektrum für ein ganzes Jahr: zwölf Farbstreifen als Wandgemälde, auf dem das gleiche Motiv im kleineren Format in Acryl auf Leinwand hängt. Eine weitere Wand befindet sich auf der Konferenzetage.
In den Büroetagen allerdings ordnet sie die Farben auf den Seitenflächen der Teeküchen nach den Geburtsmonaten der Mitarbeiter - in der Abfolge ihrer Büros. So entstehen in jeder Etage völlig unterschiedliche Bilder, die ihre Ästhetik auch mit den Mitarbeitern des Unternehmens in Verbindung bringen.
Kazuo Katase
Im Foyer befindet sich die Arbeit Adam und Eva - Romeo x Julia. Zwei Leuchtkästen sind in die Wand eingelassen. Katase stellt eine verbindung zum Wirkungskreis der Bruderhilfe im kirchlichen Raum her: Der erste Sündenfall im Paradies als erster Versicherungsfall. (Ohne Abbildung)
Ueli Etter
Die Arbeiten befinden sich im nicht-repräsentativen Bereich des Gebäudes: vor den Eingängen zu den Toiletten auf jeder Etage. Der Titel ist mehrdeutig: “Secreted Blocks”. Skulpturenteile einer früheren Arbeit scheiden aus einem früheren Zusammenhang aus und verstecken sich geheimnisvoll in auf jeder Etage verschieden gestaltete farbige Glaskästen. (Ohne Abbildung)
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