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D. Holland-Moritz - Der Weg durch Gegenwelten
“Der Weg durch Gegenwelten bietet zehn adrette Prosatexte, die das heftig pumpende Herz eines jeden Metropolenmenschen höher schlagen lassen. Ein schemenhafter Flaneur durchstreift das nächtliche Prag, Astronauten verlieren sich in den Tiefen des Weltraums, und irre Wanderer suchen verlorene Gräberfelder. (...) Daß ein gewisser William S. Burroughs bereits vor einiger Zeit ähnliches verfaßte, und daß der Ex-Pilot Jürgen Ploog auch schon seit knapp dreißig Jahren auf diesen interstellaren Pfaden wandelt, sei nur der Vollständigkeit halber angemerkt.”
D. Holland-Moritz - Und immer parallel zur Venus
“Vor allem ist das Ergebnis mehr als ein Hörspiel - es sind Prosalieder. Der begriff fällt beiläufig im Gespräch und doch scheint sich das damit verbundene Programm eng an die Tradition der Beat-Literatur zu schmiegen. Für Holland-Moritz ist es die Performance, der Klang gewordene Text zwischen Gitarrenfeedback und Computerrhythmen, der die geschriebene Sprache herauskatapultiert aus dem Schriftstellernebel. Seit über fünf Jahren arbeitet er an solchen Übergängen von Medium zu Medium. Am meisten verdichten sich die schnellen, assoziativ gehaltenen Geschichten D. Holland-Moritz` allerdings in der Musik. Dann lösen sich die schnappschussartigen Bilder, die er Satz für Satz wie in einem Diakarussell aneinander reiht, als gesprochener Text praktisch von selbst in Klang auf. Die Stimme ist ein Instrument unter anderen, die Syntax ordnet das Material. Erst in dieser Welt aus Sound öffnen sich für Holland-Moritz “Räume, in die man unbelastet Fantasien, Erfahrungen oder Projektionen hineinstellen kann”. Dass diese Räume in der Realität weiter schrumpfen, nimmt er einigermaßen missmutig zur Kenntnis: ”Mittlerweile wird schon die Galaxis unter den Staaten und Unternehmen aufgeteilt”.
Ins All geschossen - Die Zeit der Übergänge sucht sich eigene Ausdrucksformen. Dienst ist kein Dienst und Schnaps schon lange kein Schnaps mehr. Leute, die was von Musik verstehen, verstehen eben darum was davon, weil sie auch schreiben können. Umgekehrt nicht unbedingt, aber egal. Der Markt reagiert auf das Verschwimmen der Sparten halbherzig. Man will, aber man will nicht. Texte werden als Hör-Bücher auf CD gepackt, und das einzige, was für sie spricht, ist, daß man beim Lesen die Augen zumachen kann. Der Text bleibt unberührt. Das kann doch nicht alles gewesen sein. Der Martin Schmitz Verlag widmet sich dem, was zwischen den Stühlen hängt. Und das nicht erst seit gestern. Seit 1989 werden dort Werke von Künstlern veröffentlicht, die sich nicht entscheiden wollen. Dazu gehört neben Moritz Reichelt (Der Plan), Françoise Cactus (Stereo Total), Heinz Emigholz, Wolfgang Müller und Mariola Brillowska auch D. Holland-Moritz. Dessen “Und immer parallel zur Venus” ist kein Hörspiel, kein vertonter Text, kein Pop, kein Sprechgesang, kein Buch. Die CD bewegt sich in anderen Umlaufbahnen. Die Verbindung von Musik und Text erinnert an eine Tonspur, die zu einem Film gehören könnte, nur daß sie den Film nicht mehr braucht. Text und Musik bilden ihren eigenen Film, einen Hör-Film. Gemeinsam mit Bernhard Steudel und Hannes Perkunder schickt D. Holland-Moritz seine Hörer auf Reisen. In der Tradition von Rolf Dieter Brinkmann arbeitet Holland-Moritz gegen die Daily Soap des Wohlstandsstaats, setzt Parallelwelten gegen die kontrollierte, gewalttätige Wirklichkeit, die er poetisch von anderen Planeten aus betrachtet: Die “Prosalieder” wirken wie Reisebeschreibungen von Aliens, die sich mal im bekannten, mal im unbekannten Raum aufhalten, ihre Fremdheit aber immer mit sich herumtragen.
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